Wiege der
europäischen Zivilisation
Diese kleine Ausstellung von
Abgüssen und Nachbildungen antiker Funde präsentiert eine
Zeitreise von den frühesten Anfängen griechischer
Zivilisation bis hin zu den großen Geistesleistungen des
klassischen Griechenland. Literatur, Kunst, Architektur und Philosophie
wirkten prägend auf alle späteren Kulturen bis hinauf in
unsere Zeit.
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Flötenspieler im Nationalmuseum Athen;
Diskos v. Phaistos, Kanne und Siegelsteine Museum Heraklion
Pithos (moderne Nachbildung) |
Die vorgriechischen
Kulturen
Bevor
die griechischen Stämme in die geographischen
Räume eindrangen, denen sie ihren Namen gaben,
hatten sich dort schon verschiedene Kulturen
entwickelt. Die Statue eines Flötenspielers
wurde 1884 auf der Insel Keros gefunden und
stammt aus der Zeit zwischen 2700 bis 2300 v. Chr.
Auf Kreta blühte seit dem 3. Jahrtausend v.
Chr. die minoische Kultur, die sogar eine eigene
Schrift entwickelte. Die Zeichen finden sich schon
auf kleinen Siegeln, aber auch als
zusammenhängende Texte auf Tontafeln. Der
spektakulärste Funde ist sicher der „Diskos
von Phaistos“ aus der Zeit um 1900 v. Chr. der
bis heute nicht sicher entziffert ist. Die minoische
Keramik wird auch repräsentiert von der Henkelkanne
mit Meeresmotiven. Charakteristisch sind die Buckel
an diesem Gefäß. Berühmt sind auch
die gewaltigen Vorratsgefäße,
teilweise mannshoch, die als Pithoi bekannt
sind.
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moderne Nachbildung einer Akrotere
Kunststoff-Modell der Parthenon
Herakles-Krater im Louvre, Paris;
Amphora, Olche und Lekythoi im Nationalmuseum Athen;
Kylix im Antikenmuseum
München |
Die Klassik: Architektur
und Keramik
Unter den Bauwerken der
klassischen Epoche ragt das Parthenon auf der
Akropolis von Athen weit heraus. In den Jahren 445 bis
438 v. Chr. errichtet, zeigt der Tempel ideale
Proportionen und war mit Kunstwerken höchster
Qualität geschmückt. Dieses Bauwerk war das
Meisterwerk des Phidias, der auch als Bildhauer
einzigartige Werke schuf. Die Ausgestaltung der Tempel
reichte bis zu den Dächern. Die Akroteren
dienten als Abschluß der Dachkante und waren mit
Gesichtern verziert.
In der Zeit von 900 v. Chr. bis 700 v.
Chr. entwickelte sich in der Bemalung der
griechischen Keramik der geometrische Stil. Dabei
wurden die Gefäße wie die gezeigt Amphora und der Henkelkrug (Olche)
mit verschiedenen Ornamenten, oft in
Mäandermustern, geschmückt.
Schließlich entwickelte die attische
Keramik im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. zahlreiche
Gefäßformen. Nun wurde auch die schwarz-
und rotfigurige (ab 530 v. Chr.) sowie
weißgrundigen Bemalung entwickelt. Dabei hatten
die einzelnen Gefäße bestimmte
Funktionen. Der Lekythos
war dem Grabkult der Männer vorbehalten. Beim
Symposion diente der Krater
als Mischgefäß für den Wein, die
Kylix, eine
flache Henkelschale, diente als
Trinkgefäß. Alle diese
Gefäße waren mit Szenen aus der Mythologie
oder dem Alltag geschmückt. So zeigen die hier
gezeigten Beispiele Krieger im Kampf,
Töpferinnen, Athleten und eine Szene mit Athena
und Herakles.
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1) Venus v. Milo im Louvre, Paris;
2)
„Athena Varvidikeion“ und 3) Hygeia im Nationalmuseum Athen;
4)
Silen und 7) Sphinx im Antikenmuseum München;
5) Kopf der Knidischen Aphrodite im Pergamonmuseum
Berlin;
6)
Diskobolos im Palazzo
Massimo, Rom;
8) Amazone des Kresilas
im Pergamonmuseum
Berlin |
Die Klassik: Plastik
Im 5. Jhd. v. Chr.
erlebte die griechische Bildhauerei ihren
Höhepunkt. Griechische Künstler schufen
Statuen, die zum Maßstab aller späteren
Kunst werden sollten. Mit der Gold-Elfenbein-Statue
der Athena Parthenos
für die Cella des Parthenon schuf Phidias um 447
v. Chr. ein außerordentliches Werk, von dem
– wie von so vielen anderen Meisterwerken der
Epoche – nur eine römische Kopie erhalten
blieb. So ist es auch bei der „Verwundeten Amazone“
(zw. 440 u. 430 v. Chr.) des Kresilas, von der eine Anzahl
römischer Kopien erhalten ist. Zwischen 460 und
450 v. Chr. schuf der Bildhauer Myron die
Bronzestatues des Diskobolos,
eines der bedeutendsten Bildwerke der griechischen
Kunst. Von der Statue der Hygeia des Skopas (um 360 v. Chr.) aus
dem Athena-Tempel von Aegea blieb der Kopf erhalten.
Von der zwischen 350 und 340 v. Chr. geschaffenen Aphrodite von Knidos
des Praxiteles
sind römische Marmorkopien erhalten, darunter
mehrere Versionen des Kopfes. Die berühmte Statue
der "Venus von Milo"
entstand um 100 v. Chr. und wurde 1820 auf der Insel
Melos gefunden. Der
Großteil der Originale wurde 1204 in
Konstantinopel während des IV. Kreuzzuges
vernichtet.
Neben den zumeist bronzenen Statuen
gab es auch eine qualitativ hochwertige
Kleinkunst, wie sie durch die kleine Silen-Maske
repräsentiert wird. Daneben wurden vor allem in
Matritzen in Massen Terrakotta-Statuetten wie die
gezeigte Sphinx
hergestellt, die zu hunderten in den Museen zu
finden sind.
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Homer-Herme im Mecklenburgischen Staatsmuseum
Schwerin (Inv. Nr. 1900;
Kylix im Neuen Museum
Berlin;
Inschrift im Fitzwilliam-Museum
Cambridge;
Sokrates-Büste in der Villa Albani, Rom |
Griechische Literatur und
Philosophie
Homer
galt schon in der Antike als blinder Sänger und
so entwickelte sich ein Idealportrait, von dem viele
Versionen überliefert sind. Die hier gezeigte
Homerbüste ist eine Nachbildung einer in Schwerin
befindlichen Herme, die 1868 in Terracina (Italien)
gefunden wurde. Es handelt sich um die römische Kopie nach einer hellenistischen Vorlage. Die Ilias
des Homer wurde zum Inbgeriff der griechischen
Literatur. Schließlich gelang es Heinrich
Schliemann an der traditionellen Stätte
Ilions, an der Homer die Handlung seines Werkes
lokalisierte, eine vorgeschichtliche Stadt
aufzudecken, deren Geschichte über 9
Zerstörungshorizonte bis in das 3. Jtsd. v. Chr.
reicht. Welcher dieser Städte die Handlung des
Epos zugeschrieben werden kann, ist umstritten. Aus
der Zeit um 1800 v. Chr. konnte Heinrich Schliemann in
Troja eine Kylix
bergen, die von der Formgebung her der zeitgleichen
"minyschen Ware" des griechischen Festlandes
entspricht.
Ein weiterer Meilenstein der griechischen Literatur
sind zweifellos Herodots "Historien". Er schildert darin die
Perserkriege (500-479 v. Chr.), aber vor allem liefert er dabei
Informationen über die berührten Länder
und Völker. Der Beiname "Vater der
Geschichtsschreibung" wurde ihm schon in der Antike
beigelegt.
Für den im Jahr 399 v. Chr. hingerichteten
Philosophen Sokrates
wurde in Athen im Jahr 370 v. Chr. eine von Lysippos
geschaffene Statue aufgestellt. Von diesem Werk leiten
sich viele der bekannten Sokrates-Portraits ab.
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frühere Ausstellungsorte:
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Bistro Johannisthal
Straße am Flugplatz
6a
12487 Berlin
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